Geschichte

1200-Jahr Feier 1964

Für 1964 stand in Ottobeuren die 1200-Jahr-Feier der Abtei und für 1966 die 200-Jahr-Feier der Kirche bevor. Im Hinblick auf diese besonderen Jubiläen hatte der Bayerische Staat als Eigentümer von Kirche und Kloster schon in den fünfziger Jahren mit Instandsetzungsarbeiten begonnen.

Diese beschränkten sich aber auf die Sicherung der Bausubstanz und die Außenrenovierung. Die Innenrenovierung der Kirche wurde zurückgestellt, weil das Geld dafür fehlte. Abt Vitalis Maier suchte deshalb nach Wegen, die nötigen Mittel aufzubringen, um das Gotteshaus auch im Inneren rechtzeitig zu den Jubiläen in altem Glanz wiedererstehen zu lassen.

Ottobeuren sollte seinem Ruf, "eine der vornehmsten Kirchenbauten aller Zeiten in Deutschland“ (Dehio) zu sein, gerecht werden.

Darüber hinaus war es ihm als Abt eines der ältesten Benediktinerklöster Europas ein Anliegen, dafür Sorge zu tragen, dass die Gedenkjahre in würdiger Form und mit der gebührenden Festlichkeit begangen werden konnten. Wann sonst, wenn nicht für diesen außergewöhnlichen Anlass, sollten alle Kräfte für Ottobeuren mobilisiert werden?

Planung der Innenrenovierung und Festschrift

Abt Vitalis hatte das Glück, Persönlichkeiten zu finden und Freunde zu gewinnen, die auf Grund ihrer Stellung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Lage waren, dieses gewaltige Projekt auf den Weg zu bringen und durchzuführen. Zunächst den ehemaligen Generaldirektor der EVS, Professor Dr.-Ing. Adolf Pirrung aus Biberach. Professor Pirrung ermutigte den Abt in seinem Vorhaben, stellte Kontakte her, ebnete ihm Wege bei den Behörden. Pirrung war es auch, der Abt Vitalis im Sommer 1960 riet, sich an den jungen Fürsten von Waldburg-Zeil zu wenden.

Eine Gelegenheit dazu ergab sich beim großen Empfang, den die Bayerische Staatsregierung am 7. August 1960 zum Abschluss des Eucharistischen Weltkongresses in der Münchner Residenz veranstaltete. Dankbar vermerkt der Abt in seinen Erinnerungen, dass der Fürst sich trotz der vielen Gäste und des Trubels Zeit für ihn nahm, ihm aufmerksam zuhörte und eine grundsätzliche Zusage gab.

Dies war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Am 30. November 1960 fand auf Schloss Zeil eine erste ausführliche Besprechung zwischen Abt Vitalis Maier, dem Fürsten und dessen Generalbevollmächtigten Dr. Franz-Josef Dazert statt. Es ging um die Innenrenovierung der Basilika, die Gründung eines Freundeskreises für Ottobeuren und die Planung einer Festschrift zur 1200-Jahr-Feier. Letztere nahm schon damals konkrete Gestalt an.

Abt Vitalis hatte sieben namhafte Kunst- und Kirchenhistoriker als Mitarbeiter gewonnen und brachte eine komplette Themenliste mit. Als Vorbild sollte der Band dienen, der 1956 zur 900-Jahr-Feier der Abtei Weingarten erschienen war. Dr. Dazert ließ vom Augsburger Druck- und Verlagshaus die Kalkulation für eine Auflage von 2000 bzw. 3000 Exemplaren erstellen. Wenig später, im Januar 1961, traf Fürst Waldburg-Zeil bei einer Tagung in Ellwangen auch mit Professor Pirrung zusammen und besprach mit ihm das weitere Vorgehen.

Ausformulierung der Satzung

In den folgenden Monaten galt es vor allem, die technischen und finanziellen Voraussetzungen für die Innenrenovierung zu klären, möglichst viele Unterstützer und Mitglieder des geplanten Freundeskreises zu finden und dessen Satzung auszuarbeiten.

Im Auftrag von Generalkonservator Dr. Heinrich Kreisel vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege stellte Landeskonservator Walter Bertram bis Ende März 1961 ein umfangreiches Gutachten zur Innenrenovierung der Basilika fertig. Er beschrieb darin den Bauzustand, machte konkrete Vorschläge für die Durchführung der Restaurierung und legte einen Zeitplan vor. Die Bauleitung vor Ort sollte der Leutkircher Konservator Josef Lutz übernehmen. Dies hatte sich Abt Vitalis Maier ausdrücklich gewünscht und Lutz besaß auch das Vertrauen des Landesamtes für Denkmalpflege. Er hatte sich durch die Restaurierung der Wallfahrtskirche Maria Steinbach einige Jahre vorher in Fachkreisen einen Namen gemacht.

Lutz sollte einen Teil der Arbeiten selbst ausführen, aber auch andere geeignete Firmen heranziehen. Als Arbeitsbeginn war der Spätherbst 1961 vorgesehen. Was die Kosten betraf, ging Lutz zunächst von einem Betrag von DM 300.000,- aus, musste diesen aber innerhalb weniger Wochen auf DM 500.000,- korrigieren – eine Schätzung, die sich bald als viel zu niedrig erweisen sollte.

In der Zwischenzeit war die Gründung der Vereinigung durch zahlreiche Aktivitäten vorbereitet worden. Am 7. Februar 1961 diskutierten der Fürst, Abt Vitalis, Professor Pirrung und Dr. Dazert auf Schloss Zeil den Satzungsentwurf.

Man einigte sich darauf, keine Stiftung, sondern einen Verein zu gründen, weil sich mit dieser Rechtsform die angestrebten Ziele besser verwirklichen ließen. Die Ausformulierung der Satzung bereitete unerwartete Schwierigkeiten und nahm viel Zeit in Anspruch. Abt Vitalis legte Wert darauf, dass sich die geplante Vereinigung nicht auf Bayern beschränkte, sondern auch Oberschwaben mit einbezog - entsprechend dem historischen Wirkungskreis der Abtei Ottobeuren.

Pirrung sorgte für eine Überprüfung der Satzung durch einen Justitiar und einen Steuerberater und empfahl, sie auch dem zuständigen Finanzamt vorzulegen, um sicherzustellen, dass die Vereinigung als steuerfreie Körperschaft anerkannt wurde. Bei einem weiteren Treffen auf Schloss Zeil am 16. März 1961 wurde der Text nochmals überarbeitet - es war inzwischen der dritte Entwurf - und dem zuständigen Registergericht zu einer letzten Prüfung zugeleitet.

Gründung der Vereinigung der Freunde der Benediktinerabtei Ottobeuren e.V.

Auf der Suche nach geeigneten Gründungsmitgliedern gewann Abt Vitalis den Regierungspräsidenten von Schwaben, Dr. Michael Fellner, und den Generaldirektor der Gutehoffnungshütte in Oberhausen, Dr. Hermann Reusch. Reusch war seit seiner Jugendzeit mit der Abtei Ottobeuren verbunden und der einzige Ehrenbürger von Ottobeuren. Als Vorsitzender des Kulturkreises im Bund deutscher Industrieller hatte er maßgeblich dazu beigetragen, dass der BdI 1957 der Basilika eine neue Hauptorgel, die Marienorgel, gestiftet hatte. Aus Dankbarkeit lud der Abt den ehemaligen Finanzsenator von Hamburg, Dr. Walter Dudek, zur Teilnahme an der Gründungsversammlung ein.

Dudek hatte ihn anlässlich einer Primiz in Hamburg im Sommer 1960 erst auf die Idee gebracht, mit Hilfe eines privaten Förderkreises die Kirchenrenovierung voranzubringen. Der bayerische Ministerpräsident Dr. Hans Ehard sagte dem Abt die Übernahme der Schirmherrschaft zu. Eine gleiche Zusage erreichte Professor Pirrung vom Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Dr. Kurt Georg Kiesinger. Pirrung fand auch beim Vorsitzenden der EVS, Landrat Karl Anton Maier in Saulgau, sofort uneingeschränkte finanzielle und ideelle Unterstützung für Ottobeuren. Fürst Waldburg-Zeil vermittelte Kontakte zu hochadeligen Standesgenossen, Politikern und weiteren Unternehmern.

In enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit koordinierten Abt Vitalis und Dr. Franz Josef Dazert alle Aktivitäten dieser entscheidenden Wochen und trugen durch ihren unermüdlichen persönlichen Einsatz wesentlich zum Erfolg bei. Bei den zuständigen staatlichen Stellen setzte sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass es ein Versäumnis gewesen wäre, die Basilika nur außen, nicht aber auch innen zu renovieren, und dass es nicht genügte, die im Entstehen begriffene Initiative Privater nur zu belobigen und mit dem Know-How der Denkmalpfleger zu fördern.

So durfte Abt Vitalis sich schon vor der offiziellen Gründung der Vereinigung begründete Hoffnungen machen, vom Staat auch finanziell nicht im Stich gelassen zu werden: Der Staat werde „sich 1964 mit seinem Ottobeuren nicht selber blamieren“ wollen, war er sich sicher.

Nach vier Monaten intensiver Arbeit war es soweit. Am 10. April 1961 wurde in Ottobeuren die „Vereinigung der Freunde der Benediktinerabtei Ottobeuren e.V.“ gegründet. Die dreizehn Gründungsmitglieder waren:

  • Dr. Franz-Joseph Dazert, Generalbevollmächtigter des Fürsten Waldburg-Zeil, Schloss Zeil;
  • Senator a. D. Dr. Walter Dudek, Hamburg-Harburg;
  • Regierungspräsident Dr. Michael Fellner, Augsburg;
  • Landrat Martin Frehner, Memmingen;
  • Bischof Dr. Joseph Freundorfer, Augsburg, vertreten durch Weihbischof Dr. Joseph Zimmermann;
  • Bürgermeister Joseph Hasel, Ottobeuren;
  • Pater Wilhelm Hoeß OSB, Pfarrvikar und Kustos der Basilika Ottobeuren;
  • Hans August Lücker, Mitglied des Bundestages und des Europarates;
  • Landrat Karl Anton Maier, Vorsitzender der EVS, Saulgau;
  • Abt Vitalis Maier, Ottobeuren;
  • Dr. Adolf Pirrung, Generaldirektor der EVS i. R., Biberach;
  • Dr. Hermann Reusch, Generaldirektor der Gutehoffnungshütte Oberhausen;
  • Fürst Georg von Waldburg-Zeil, Schloss Zeil.

Die Gründungsmitglieder berieten nochmals die Satzung und beschlossen und unterzeichneten sie. Zweck der Vereinigung ist es laut § 2 der Satzung, „mitzuhelfen, das geistes- und kunstgeschichtliche Erbe der Benediktinerabtei Ottobeuren zu bewahren, zu pflegen und weiten Kreisen zugänglich zu machen.“ Einzige Organe des Vereins sind der Vorstand und die Mitgliederversammlung. Am 21. April 1961 wurde die Satzung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Memmingen eingetragen.

Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen

In den vorläufigen Vorstand der Vereinigung wurden am 10. April 1961 gewählt: Fürst Georg von Waldburg-Zeil als erster Vorsitzender, Abt Vitalis Maier als stellvertretender Vorsitzender, Regierungspräsident Dr. Michael Fellner, Bürgermeister Joseph Hasel und Pfarrvikar P. Wilhelm Hoeß als Schriftführer. Der vorläufige Vorstand wurde auf der ersten Mitgliederversammlung der Vereinigung am 9. Juli 1961 in Ottobeuren einstimmig für vier Jahre bestätigt. Fürst Waldburg-Zeil blieb für viele Jahre ihr erster Vorsitzender.

Im Gründungsjahr 1961 fanden noch zwei weitere Vorstandssitzungen in Ottobeuren am 2. Mai und am 14. November statt. In den folgenden drei Jahren wurden jährlich mindestens zwei Vorstandssitzungen und eine Mitgliederversammlung abgehalten.

Bei den Vorstandssitzungen ging es um die Fortschritte bei der Restaurierung der Basilika, um Beschlüsse zur Finanzierung, um die Gestaltung der Festschrift, um Mitgliederwerbung und um die Veranstaltungen und Feste im Jubiläumsjahr 1964.

Bis zum Dezember 1962 waren bereits Renovierungsaufträge in Höhe von DM 540.000,- vergeben, bis August 1963 in Höhe von DM 790.000,- . Neben Spenden von Privatpersonen, Firmen und Institutionen bestand der von Pater Karl Vater OSB verwaltete Etat der Vereinigung aus Zuschüssen des Freistaats Bayern, aus einem einmaligen Zuschuss des Landes Baden-Württemberg und aus Bundesmitteln.

Fürst Waldburg-Zeil stellte 1960 als „Startkapital“ DM 15.000,- zur Verfügung und spendete 1961 durch seine Firmen Eisenfuchs und Baienfurt DM 20.000,- . Bis Ende 1964 erbrachte die Vereinigung Leistungen in Höhe von DM 1,2 Millionen. Davon entfielen DM 850.000,- für die Innenrestaurierung der Kirche, DM 150.000,- für so genannte Restaurierungshilfen im Kloster (Sakristei, Beichthaus, Gänge) und DM 200.000,- für das Jubiläumsjahr einschließlich Festschrift und Ausstellung im Klostermuseum.

In Fortführung der Jubiläumsfeiern von 1964 wurde 1966, als der 200-jährigen Kirchweihe gedacht wurde, die Internationale Studienwoche Ottobeuren ins Leben gerufen.

„Freunde der Benediktiner“ feiern Abtei-Jubiläum – Eintrag ins Goldene Buch der Marktgemeinde Ottobeuren 

Mit einem Pontifikalamt und einer festlichen Matinee hat die „Vereinigung der Freunde der Benediktinerabtei Ottobeuren“ das 1250-jährige Bestehen des Ottobeurer Klosters gefeiert. Zu Gast war neben Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller, der die Schirmherrschaft für die Feier übernommen hatte, auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic.

Die Matinee im Kaisersaal gestalteten in eindrucksvoller Weise Kulturpreisträger der Dr.-Dazert-Stiftung. Neben dem Cambodunum Quartett traten Professor Peter Buck (Cello), Matthias Haslach (Trompete) und die Sopranistin Gertrud Hiemer-Haslach auf. Begleitet wurden sie von Franz Günthner am Klavier.

50 Jahre Vereinigung der Freunde der Benediktinerabtei Ottobeuren e.V. am Sonntag 10. April 2011

Am Sonntag, den 10. April 2011 konnte die Vereinigung der Freunde der Benediktinerabtei Ottobeuren e. V. auf genau 50 Jahre Wirken mit und für die Abtei Ottobeuren zurückblicken.

Anlässlich der bevorstehenden 1200-Jahr-Feier der Abtei im Jahre 1964 wurde die Vereinigung im April 1961 auf Schloss Zeil offiziell gegründet und hat seitdem zahlreiche Projekte initiiert, unterstützt, finanziert und vorangetrieben.

Jubiläen sind wie Rastplätze der Geschichte. 
Zeit zum Zurückblicken. 
Zeit zum Innehalten. 
Zeit um nach vorne zu schauen. 
(Markus Brehm) 

Das 50-jährige Jubiläum feierte die Vereinigung mit ihren Mitgliedern und Ehrengästen mit einem gelungenen Festprogramm im Kloster Ottobeuren.

Weitere Informationen und Eindrücke rund um das Jubiläum finden Sie hier in unserem Erinnerungsheft.

Erinnerungsheft und PR-Berichte

Berichterstattung vom 06.04.2011

Berichterstattung vom 11.04.2011

Mitschnitt von TV Allgäu über 50 Jahre-Vereinigung vom 11.04.2011